Aussichtsturm Zarhalm Wald

"Viele Arten der Alpenflora (z. B. Orchideen, Glockenblumen, Glatt-Brillenschötchen) sind uns bereits bekannt, die Tatsache jedoch, dass wir in unmittelbarer Nähe Anemonen, Echtes Federgras und Haar-Pfriemengras sehen können, ist etwas wirklich Fantastisches", meinte der Grazer Botaniker als er mit Forstingenieur István Csapody die Gegend bewanderte.

Die Landschaft, die wir vor uns sehen, wenn wir vom Szárhalmi-Aussichtsturm herunterblicken, ist in der Tat außergewöhnlich reich an Arten und Lebensgemeinschaften.


DER SZÁRHALMI-WALD


Der Szárhalmi-Wald ist Teil des Fertő-Hanság-Nationalparks, einem Vorsprung des Leithagebirges, und gehört außerdem auch der Neusiedler-See-Hügelkette an. Der Waldboden besteht aus Leithakalkstein, der im Miozän-Zeitalter aus den Sedimentgesteinen des Meeres entstanden ist.

Direktion des Nationalparks Fertő-Hanság, Quelle: ferto-hansag.hu


Szárhalmi-Wald, Quelle: Shutterstock


Aussichtsturm Kecske-hegy, Quelle: sopronitema

Sein höchster Punkt ist der Pinty-tető (deutsch: Finkengipfel), der 261 Meter über dem Meeresspiegel liegt, während auf dem nahe gelegenen Kecske-hegy (deutsch: Ziegenberg) der hölzerne Aussichtspunkt auf einer Höhe von 208 Metern steht. Der Wald erstreckt sich über eine Fläche von 412 Hektar. Das Besondere an der Landschaft ist, dass diese über keine einzige Quelle verfügt und nur Wasser aus dem Niederschlag bezieht, dessen Jahresdurchschnitt bei 660 mm liegt. Grundsätzlich herrscht auf diesem Gebiet kontinentales Klima, welches teilweise submediterraner Natur ist. Seine Flora und Fauna spielt eine Brückenrolle zwischen den Kalksteinbergen der Ostalpen und der kleinen Karpaten. Es ist ein außergewöhnlich artenreiches Gebiet mit fast 1.300 Blumenarten, damit nimmt es im Land den zweiten Platz ein. Fast alle in Ungarn vorkommenden Sträucher sind auch hier heimisch.

Besuchen Sie während Ihres Ausflugs unbedingt auch den wildromantischen Szárhalmi-Wald!

Von den fast 50 in Ungarn heimischen Orchideenarten kommen 23 im Szárhalmi-Wald vor, allerdings leider in immer weniger Exemplaren, weshalb sie Schutzstatus genießen. Hierzu gehören der Gelbe Frauenschuh und die Fliegen-Ragwurz, aber auch ihre Verwandten, die Zweiblättrige Waldhyazinthe, das Große Zweiblatt, das Brand-Knabenkraut, das Purpur-Knabenkraut, das Helm-Knabenkraut sowie der Vogel-Nestwurz kommen hier vor. Seit 2008 wird jedes Jahr eine Orchideen-Tour organisiert, an der nicht nur ungarische, sondern auch österreichische Wanderer regelmäßig teilnehmen.


Fliegen-Ragwurz, Quelle: Wikipedia


Gelber Frauenschuh, Quelle: Wikipedia


Zweiblättrige Waldhyazinthe, Quelle: Wikipedia


Helm-Knabenkraut, Quelle: Wikipedia

Die vielen Blumen ziehen verschiedene Arten von Schmetterlingen an: Das Schachbrett und das Große Nachtpfauenauge sind hier weit verbreitet. Die Reptilien, Kröten und Ringelnattern leben zwar im kühlen Inneren des Waldes, trotzdem verursachen sie manchmal große Probleme im umliegenden Verkehr, wenn sie die Straße in Richtung der Gewässer überqueren.


Großes Nachtpfauenauge, Quelle: Wikipedia


Schachbrett (Schmetterling), Quelle: Wikipedia

Die natürliche Pflanzenwelt des Waldes umfasst Zerr- und Stieleichen, Flaumeichen, verschiedene Steppenrasen, trockene Heuwiesen und gepflanzte Buchen, vereinzelt finden sich auch Wildbirnen, Vogelkirschen sowie Mehlbeeren. Auf den Hanglagen der Hügel werden auf wundervollen Weinbergen die lokalen Weine angebaut.

Auf der gegenüber dem Tómalom-Badesee liegenden Seite des Szárhalmi-Waldes befindet sich der nach dem Maiglöckchen benannte, äußerst beliebte Lehrpfad. Seinem kurvigen Weg folgen bei gutem Wetter gerne Familien aus Ödenburg (ungarisch: Sopron) und Umgebung.



Vogelkirsche, Quelle: Wikipedia


Zsivány-Höhle, Quelle: ikvahir.eu

Auf dem Gebiet von Szárhalom sind auch die meisten Höhlen der Umgebung Ödenburgs versteckt. Angeblich befand sich über der größten Höhle, der so genannten „Schurkenhöhle“ (ungarisch: Zsivány-barlang), sogar eine Burgruine. Die Ruine wird nur in einem einzigen älteren Roman von Dr. Kálmán Takáts erwähnt, dessen Titel man auf Deutsch in etwa so übersetzen könnte: „Pali Oroszlán, der letzte Räuber von Bakony“. Der relevante Teil lautet übersetzt: „Nach dem Raubüberfall von Dáka marschierte Pali mit den Dieben in das Komitat Sopron, wo er jetzt in der Nähe von Kapuvár, Eszterháza und Fertőszentmiklós sein Unwesen treibt. Sein liebstes Versteck ist jedoch eine noch aus der böhmischen Zeit stammende Räuberburg, die Ruine der ehemaligen „Katzenburg”, die inmitten des dichten und fast schon unpassierbaren Cárhalom-Waldes verborgen liegt. Aber wo genau befindet sich diese Burgruine?

Wenn wir vom Nagytómalom am Bergkamm kommend auf dem gelb markierten Waldweg entlang gehen, werden wir etwa in der Mitte des Abschnitts, der zum Edelbrunn-Pfad führt, auf der linken Seite, im dichten und nahezu unbezwingbaren Gebüsch vielleicht die versteckte Ruine entdecken können.

Denn die böhmische Räuberburg befindet sich nicht auf dem Zsíros-Berg oberhalb von Steinambrückl, wo Forscher sie vermuten; dort war nie eine Spur von einer Burg, von Steinen oder einer Ruine. Die Burg befindet sich hier. Ihre Keller sind bis heute erhalten und ihre verschütteten Mauern werden nur im Laufe von zukünftigen Ausgrabungen wieder ans Tageslicht kommen. Die Nachkommen der mittelalterlichen böhmischen Räuber wie auch Pali Oroszlán und seine Gaunerkameraden haben hier zwischen diesen kalten Wänden zahlreiche Nächte in ihrem aus dem Laub gebauten gemütlichen Räubernest verbracht. Pali zufolge sind hier, wie auch in den Höhlen von Kisingyen, noch zahlreiche Schätze verborgen, welche seine Räuber nicht mehr suchen und ausgraben konnten.“ Schließlich heißt es in dem Buch: „Die Räuber versteckten diese Schätze nicht unter Steinen und nicht zwischen Ruinen, Ehrenwort! Ich muss es ja wissen, wem sonst hätte Pali Oroszlán verraten, wo diese vergraben sind und wo sie sich befinden?“


STEINAMBRÜCKL (UNGARISCH: SOPRONKŐHIDA) – GEFÄNGNIS


Das Dorf erhielt seinen Namen von der Steinbrücke bei Ödenburg. Die beiden preußischen Eigentümer dieses Gebiets errichteten hier 1854 die Zuckerfabrik von Steinambrückl, deren Produkte an der Pariser Weltausstellung 1867 vertreten waren. Die Fabrik beschäftigte später insgesamt 300 Mitarbeiter, sowohl Männer als auch Frauen.

Das 5. Gesetz von 1878 – der Csemegi-Kodex – schreib vor, dass eine Inhaftierung in einer Strafvollzugsanstalt durchgeführt werden musste. Da jedoch die Kapazität der im Land betriebenen Strafvollzugsanstalten unzureichend war, wurde die Errichtung eines neuen Gefängnisses erforderlich, und zwar in Transdanubien. Hierfür standen zwei Orte zur Auswahl: der Kurucdomb (deutsch: Kuruzen-Berg) in Ödenburg und der Standort der Zuckerfabrik in Steinambrückl, welche zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Betrieb war. Die Behörden entschieden sich für Letzteren.


Gefängnis von Steinambrückl/Sopronkőhida, Quelle: MTI

Die Pläne für das Gefängnis wurden von dem Budapester Architekten Gyula Wagner angefertigt, der zuvor das Csillag-Gefängnis in Szeged und später die Nationale Königliche Sammel-Strafanstalt Budapest (ungarisch: Budapesti Királyi Országos Gyűjtőfogház) entworfen hatte, während der Bau vom Ödenburger Architekten Márton Schneider durchgeführt wurde. Der Bau begann am 13. Juli 1884 und wurde am 31. August 1886 beendet.


Gefängnis von Steinambrückl/Sopronkőhida, Quelle: MTI

Nach der Einrichtung der Anstalt und der Unterbringung der Insassen erfolgte die offizielle Übergabe am 1. November 1886. Täglich wurden aus dem ganzen Land Inhaftierte in das neue Gefängnis gebracht. Laut den Aufzeichnungen musste ein Gefängniswärter immer am Bahnhof auf die neu ankommenden Gefangenen warten.

Die Nationale Königliche Strafvollzugsanstalt Ödenburg (ungarisch: Soproni Királyi Országos Fegyintézet) diente zur Haft von ausschließlich männlichen Verurteilten sowie zur Vollstreckung von Zuchthausstrafen, den schwerwiegendsten Freiheitsstrafen. Bei der Haftstrafe handelte es sich entweder um eine lebenslange Haft oder um einen befristeten Zeitraum von mindestens zwei bis höchstens fünfzehn Jahren.


Gefängnis von Steinambrückl/Sopronkőhida, Quelle: MTI

Im Jahr 1989 wurde eine eigene Gefängniskirche erbaut, damit die Sträflinge ihre Religion ausüben konnten. Heute ist in der Anstalt die 2009 erbaute Gefängniskapelle in Betrieb.

Nach der Proklamation des Staatsoberhaupts Miklós Horthy am 15. Oktober 1944 übernahm die Familie Szálasi die Macht und brachte die Insassen, die ins so genannte Arbeitshaus gehen mussten, in den Westen des Landes, um Platz für politische Gefangene und gefangene Partisanen aus Budapest zu schaffen, die größtenteils nachts in Begleitung von Pfeilkreuzlern hierher transportiert wurden.

Von da an gab es im Gefängnis drei Arten von Gefangenen: die Zuchthäusler, die in Schutzgewahrsam genommenen Insassen sowie die restlichen politischen Gefangenen. Die drei Gruppen waren streng voneinander getrennt. Die zweite Gruppe wurde unter erträglicheren Bedingungen im Krankenhausgebäude untergebracht, die andere Gruppe der politischen Gefangenen wurde im südlichen Teil des Zellengebäudes inhaftiert. Der Rest des Gefängnisses war für die Zuchthäusler vorbehalten. Die soziale Zusammensetzung der Gefangenen war äußerst durchmischt. Neben den Gemeinverbrechern wurden hier mehrere ehemalige Minister, Ratsmitglieder, Staatssekretäre und Generäle Horthys sowie die meisten Obergespane inhaftiert. Was die Nationalitäten betraf, gehörten zu den damaligen Gefangenen neben den Ungarn auch Kroaten, Slowaken, Italiener und Polen. Neben Männern wurden auch Frauen und Kinder inhaftiert.

Im Jahre 1944 zog das Kriegsgericht, welches sich mit dem Namen des Generalmajors William Dominich schmückte, in die Einrichtung. Das Notgericht der Pfeilkreuzler hielt seine Sitzung im Schulgebäude gegenüber dem Gefängnis ab. Hier wurde eine sehr große Anzahl von Todesurteilen verhängt, von denen einige gleich vor Ort vollstreckt wurden, andere wurden in eine Haftstrafe von 10 bis 15 Jahren oder in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt. Das erste Todesurteil wurde am 21. Dezember 1944 am Chemigrafen (Hersteller von Druckklischees) József Deutsch vollstreckt. Am Nachmittag des 23. Dezember 1944 wurden der ehemalige Parlamentsabgeordnete Endre Bajcsy-Zsilinszky, der Chemieingenieur Barnabás Pesti, der 21 Jahre alte Róbert Kreutz, Mitglied der „Aktionsgarde“ in Csepel sowie der Eisenarbeiter István Pataki zum Tode verurteilt. Die Todesurteile wurden am Morgen des 24. Dezember vollstreckt.


Endre Bajcsy-Zsilinszky, Quelle: MTI


Leichenzug von Endre Bajcsy-Zsilinszky, Quelle: MTI

Nach der Deportation der in Schutzgewahrsam genommenen Insassen und der anderen politischen Gefangenen am 28. März wurden auch die Zuchthäusler freigelassen.

Die Anstalt wurde im Frühjahr 1945 nach Ödenburg verlegt, da das sowjetische Militärgericht das Gefängnis von April 1945 bis Ende Januar 1948 seiner eigenen Zuständigkeit unterstellte und es als Kriegsgefangenenlager nutzte. Schätzungsweise waren hier an Pfingsten des Jahres 1945 über 22.000 Menschen eingesperrt, nach anderen Quellenangaben sollen es sogar 33.000 Insassen gewesen sein. Die meisten von ihnen wurden unschuldig festgenommen und als Zwangsarbeiter in die Sowjetunion deportiert. Über die Anzahl der ohne Gerichtsverfahren unschuldig hingerichteten Personen liegen keine Daten vor.

Das Gefängnis wurde 1947 in „Nationale Strafvollzugsanstalt Ödenburg“ (ungarisch: Soproni Országos Bűntetőintézet) umbenannt und zog nach der sowjetischen Evakuierung im Januar 1948 im März d0esselben Jahres nach Steinambrückl zurück. Aufgrund des äußerst schlechten Zustands des Gebäudes wäre eine sechs Jahre in Anspruch nehmende Renovierung erforderlich gewesen, das Gefängnis wurde jedoch nach den wichtigsten Reparaturen bereits im Herbst wiedereröffnet. Zu diesem Zeitpunkt wurden Wachtürme – die ersten in Ungarn – auf der Bastionsmauer errichtet.

Bis 1951 war die Zahl der Verurteilten auf über 2.000 gestiegen. Das neue Kommandogebäude wurde in diesem Jahr fertiggestellt und die Anstalt in „Nationales Gefängnis von Steinambrückl“ (ungarisch: Sopronkőhidai Országos Börtön) umbenannt. Im Herbst desselben Jahres wurde die Anstalt aus politischen Gründen erneut evakuiert und erst im Sommer 1955 wiedereröffnet, als die Gesellschaft namens „Hangya Ipari Részvénytársaság“ hier auf der über 10 Hektar großen Fläche zur Beschäftigung der Insassen zunächst eine Bürstenfabrik, später eine Weberei errichtete.

1958 war die Weberei Steinambrückl mit ihren 360 Webstühlen die größte des Landes..

Während der Revolution von 1956, am 28. Oktober, organisierten einige der Gefangenen einen Aufstand, bei dem das Eingangstor für Lastwagen herausgerissen wurde, um so ausbrechen zu können. Dies wurde jedoch von den Wachen verhindert und die Täter wurden in ihre Zellen zurückgedrängt. Der Aufstand jedoch konnte nicht niedergeschlagen werden, denn die Inhaftierten nahmen den Kommandanten als Geisel und drohten damit, das Gebäude in Brand zu setzen. Das Leben des Kommandanten wurde von 16 zu lebenslanger Haft verurteilten Gefangenen verteidigt, welche zudem versuchten, die Anstifter zu überwältigen. Die Lage konnte letzten Endes mit Hilfe von Ödenburger Studenten unter Kontrolle gebracht werden, die so lange mit den Gefangenen verhandelten, bis der Kommandant freigegeben wurde.

Seit dem Bestehen des Gefängnisses gab es zahlreiche Ausbrüche: In der Zeit vor den 1950er Jahren gab es fast kein Jahr, in dem es bei einer externen Beschäftigung oder vom Gefängnis aus keinen Fluchtversuch gegeben hätte. Anfang 1958 gelang es sogar einem Häftling, auszubrechen, 1977 und 1992 wurden zwei weitere Fluchtversuche unternommen, die aber fehlschlugen. Zum Zeitpunkt des Regimewechsels Ende 1989 und Anfang 1990 gab es aufgrund der Stimmung, welche die Wartezeit auf die Amnestie mit sich brachte, gruppenweise Hunger- und Arbeitsstreiks, wobei beim größten mehr als 200 Insassen involviert waren. Auch Ende des Jahres 1989 gab es einen größeren Hungerstreik, diesem konnte jedoch innerhalb eines Tages ein Ende gesetzt werden. Als besonders schwerwiegender Vorfall galt die Geiselnahme vom Januar 1993, als es zwei Häftlingen gelang, einen Wächter zu überwältigen und schließlich auszubrechen. Die Gefängniswärter füllten jedoch das von den Geiselnehmern geforderte Auto mit zu wenig Benzin, sodass die beiden barfuß flüchtenden Gefangenen schnell gefasst werden konnten. Im Dezember 2004 gelang es einem Inhaftierten, nach dem Nachmittagsspaziergang auszubrechen, er wurde jedoch innerhalb von sieben Stunden gefasst..

Die in der Anstalt verstorbenen Gefangenen wurden auf dem Gefängnisfriedhof beigesetzt, ihre Gräber wurden nur mit einem Steinwürfel markiert. Wenn der Verstorbene ein Zuchthäusler war (ungarisch: fegyenc), wurden der Buchstabe „F“ sowie die Registrierungsnummer, wenn für ihn das Arbeitshaus galt (ungarisch: dologház), der Buchstabe „D“ und die Registrierungsnummer auf dem Grab eingraviert. Seit 1962 haben im Gefängnis keine Beerdigungen mehr stattgefunden.

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Ehemaliger Gefangenenfriedhof in Steinambrückl/Sopronkőhida, Quelle: Fortepan

Ursprünglich wurden hier auch die Märtyrer von 1956 beigesetzt, jedoch wurde ihre Asche nach der Exhumierung in den Jahren 1989 und 1990 an ihre endgültige Grabstätte gebracht. Auf dem Gelände des Gefangenenfriedhofs von 1956 befindet sich heute eine Gedenkstätte. Die Revolutionäre, die hier bis zu ihrer Exhumierung ruhten, waren Lajos Czifrik (geboren 1914 in Wieselburg-Ungarisch Altenburg, ungarisch: Mosonmagyaróvár – hingerichtet am 15. Januar 1958 in Raab, ungarisch: Győr), Schauspieler und Regisseur Gábor Földes (geboren 1923 in Budapest – hingerichtet am 31. Dezember 1957), der reformierte Pastor Lajos Gulyás (geboren 1918 in der heute zur Slowakei gehörenden Stadt Nová Vieska, ungarisch: Kisújfalu – hingerichtet am 31. Dezember 1957), Antal Kiss (geboren 1933 in der heute zur Slowakei gehörenden Stadt Sládkovičovo, ungarisch: Diószeg – hingerichtet am 31. Dezember 1957), der Lehrer Árpád Tihanyi (geboren 1916 in Raab, ungarisch: Győr – hingerichtet am 31. Dezember 1957), István Török (geboren 1930 in Kotenburg, ungarisch: Sárvár – hingerichtet am 2. Dezember 1958), László Weintrager (geboren 1928 in Wieselburg-Ungarisch Altenburg, ungarisch: Mosonmagyaróvár – hingerichtet am 16. Januar 1958) sowie Imre Zsigmond (geboren 1924 in Milchdorf, ungarisch: Doborgazsziget – hingerichtet am 31. Dezember 1957). Der neunte der nachts ganz heimlich in unbeschriftete Gräber verscharrten Opfer war Attila Szigethy, Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender des Transdanubischen Nationalrates. Dieser beging im Gefangenenkrankenhaus von Raab – unter bis heute unbekannten Umständen – Selbstmord.


DIE BEKANNTESTEN BEWOHNER DES GEFÄNGNISSES VON STEINAMBRÜCKL

Die Geschichte des Gefängnisses von Steinambrückl ist ein interessanter Teil des kulturellen Erbes dieser Region. Die Einrichtung hatte zwei Besucher königlicher Abstammung: 1892 den Thronfolger Franz Ferdinand, der später ein tragisches Schicksal erlitt, und im Jahr 2011 den Erzherzog Michael von Lothringen. Die berühmt-berüchtigten Bewohner des Gefängnisses waren unter anderem der Slowake Jan Kovač oder der auf Ungarisch so genannte „mackós Füge“, der dafür bekannt war, dass er in Lackschuhen und weißen Handschuhen Tresore aufbrach und das viele Geld dann in Monte Carlo verspielte, wo er sich als ungarischer Graf ausgab.

Die Zeit der politischen Häftlinge war eine erschütternde und schmerzhafte Zeit in der Geschichte des Gefängnisses: der berühmte Filmschauspieler Pál Jávor kam wegen seines antifaschistischen Verhaltens hinter Gitter. Die gefangen genommenen Mitglieder der Widerstandsbewegung Pál Almásy, László Rajk, Kálmán Révay, István Pataki und Endre Bajcsy-Zsilinszky wurden ebenfalls in dieses Gefängnis gebracht, die beiden Letzteren wurden sogar hingerichtet.


Pál Jávor, Quelle: Fortepan

László Rajk, Quelle: MTI

Miklós Kállay, Quelle: Wikipedia

Die Anstalt war das Gefängnis mehrerer ehemaliger Minister, darunter Miklós Kállay, Graf Móric Esterházy und Géza Lakatos. Es gab aber auch ein Beispiel dafür, dass ein Sträfling der Einrichtung später zum Ministerpräsidenten wurde, und zwar war das bei László Rajk der Fall. József Mindszenty, der 1944 noch Bischof von Weißbrünn (ungarisch: Veszprém) war, wurde hier zusammen mit seinen Priestern eingesperrt, und er hielt nach der Hinrichtung von Endre Bajcsy-Zsilinszky die Heiligabendmesse im Gefängnis ab. Für ihn wurde ein Gedenkraum eingerichtet, der heute noch an seinen hiesigen Aufenthalt erinnert. Ebenso erinnern wir uns hier an den Franziskanermönch Pater Kiss Szaléz, der 1946 mit seinen drei jungen Schülern hingerichtet und in einem Massengrab begraben wurde. Der Prozess der Seligsprechung von Kiss Szaléz als Märtyrer des Beichtgeheimnisses ist im Gange.

Nach den Ereignissen von 1956 fanden hier neun Märtyrer ihre letzte Ruhestätte. Nach dem Schauprozess in Wieselburg-Ungarisch Altenburg wurden sieben Revolutionäre hingerichtet. Dem Vorsitzenden des Transdanubischen Revolutionsrates Attila Szigethy wurde von János Kádár persönlich ein Ministervorsitz angeboten, doch Szigethy lehnte dies ab und beging anschließend Selbstmord. Hier wurde außerdem auch ein 24-jähriger Arbeiter einer Waggonfabrik beerdigt, ein 1956er Nationalgardist, welcher mit dem Versprechen auf Gnade aus Amerika nach Hause zurückgelockt und letztlich hingerichtet wurde. Ihre gemeinsamen, unbeschrifteten Grabstätten wurden 1990 aufgebahrt. Seit ihrer Exhumierung wird ihrer mit Gedenksäulen aus Holz und einer aus Steinen erbauten Gedenkstätte erinnert.

In der jüngsten Vergangenheit verbüßten mehrere bekannte Kriminelle ihre Haftstrafen in Steinambrückl: Die Serienmörderin Magda Marinko, die hier ihre Leidenschaft für die Malerei entdeckt hat, das kriminelle Ehepaar Bene-Donász, welches mehrere Menschen, darunter einen Polizisten ermordet hat, sowie weitere „alltägliche“ Mörder wie der blutrünstige Raffael, der eine junge Lehrerin bestialisch ermordet hat. Selbst seine Mitgefangenen und die Gefängniswärter gruselten sich vor ihm. Ferenc Csima, ehemaliger nationaler Kommandant der Arbeitswache verbüßte seine Haftstrafe wegen eines Korruptionsfalls, in dem er verwickelt war, ebenfalls hier. Dieser bekam einen Freigang von 10 Tagen, um im Royal Hotel mit einer großen Gesellschaft seinen 25. Hochzeitstag zu feiern.

Literaturverzeichnis: 

1. Kuntz - Pantali (2014): Sopronkőhida, a legek börtöne- Oriold és Társa Kiadó, Budapest

2. Kotsis Tivadar (1940): Barlangok a tómalmi erdőben Soproni Szemle 1940/4.

3. Csapody Tamás: A kisegyházakat betiltó rendelettől a rögtönítélő bíróság működéséig Jog, állam, politika 8. évf. 3. sz. (2016.)

4. http://old.bv.gov.hu/sopronkohida-az-intezet-tortenete

5. http://www.sopronikirandulas.hu/sopron/sopronkohidai_fegyhaz_es_borton.html

6. https://www.ferto-hansag.hu/upload/document/247/f7_okoturizmus-1_l4cp.pdf

7. http://www.fertorakosikirandulas.hu/fertorakos/kofejto.html


Széchenyi 2020